2002

Der Ortsverband Castrop-Rauxel wird 50, und keiner ist da - Elbehochwasser 2002

Der Ortsverband wurde am 16.08.2002 durch den Landesverband NRW voralarmiert, dass es zu einem Einsatz kommen könnte. Der Dienst am folgenden Tag, einem normalen Dienstsamstag, wurde genutzt, um die Ausstattung zu kontrollieren und alles entsprechend vorzubereiten. Am Sonntag folgte dann um 15:00 Uhr der Einsatzauftrag, der den kompletten Technischen Zug mit der Fachgruppe Elektroversorgung in die Nähe von Stendal nach Sachsen-Anhalt führte. Die Einsatzstellen im Sandauer-Holz und Räbel forderten die komplette „Man-Power“ der 27 Helfer aus Castrop-Rauxel. Leider überschnitt sich der Einsatz mit dem planten Termin für unser 50-jähriges Bestehen. Das Fest konnte allerdings nachgeholt werden.

2005

Schnee-Chaos im Münsterland

Am 25. November 2005 erreichte der Sturm Thorsten das Gebiet der Bundesrepublik Deutschland. Die Kaltfront mit hohen Windgeschwindigkeiten von bis zu 90 km/h (Bft. 9 – Sturm), einer großen Menge an Schnee, sowie Temperaturen um den Gefrierpunkt sorgten dafür, dass es im Münsterland zu Neuschnee um die 50 cm kam. Da der Schnee sehr feucht war, stellte er eine besondere Last für Überlandstromleitungen dar. Der Schnee pappte an den Leitungen an und zog diese auf Grund des enormen Gewichtes nach unten. Die durch das Gewicht überlasteten Stromleitungen rissen. Dies hatte zur Folge, dass die sogenannten Tragmasten falsch belastet wurden. Um die 50 Strommasten für Hochspannungsleitungen fielen auf Grund der falschen Lasten wie Dominosteine um. Auf Grund der zerstörten Stromnetze kam es in weiten Teilen im nördlichen Nordrhein-Westfalen und dem angrenzenden Niedersachsen zu flächendeckenden Stromausfällen.

Es wurden in den betroffenen Bereichen Krisenstäbe einberufen, die die Lage zunächst nicht abschätzen konnten, da sich die Lage sehr unübersichtlich darstellte.

Bereits am Freitagabend wurden die Fachgruppen in Nordrhein-Westfalen in Rufbereitschaft versetzt. In die am schlimmsten betroffenen Gebiete um Ochtrup wurden die 200 kVA Netzersatzanlagen (NEA) gesendet.

Die Fachgruppe Elektroversorgung wurde am späten Freitagabend verständigt. Diese stellte die benötigten Materialien zusammen und verlastete diese auf dem Ladeboard und dem NEA 175 kVA. Da es aber keine direkte Anforderung gab, wurde zunächst das Personal der Fachgruppe zur Ruhepause nach Hause gesendet. Gegen 7 Uhr wurde die Fachgruppe (bestehend aus drei Fachhelfern) durch die Kreisleitstelle angefordert und zur Feuerwehr nach Coesfeld verlagert. Nach einem kurzen Aufenthalt wurde die Einheit dann der Feuerwehr Gescher unterstellt. Diese war jedoch von der Leistungsstärke des Gerätes überfordert. Der Zugführer der Freiwilligen Feuerwehr Gescher hatte mit vielen kleineren Geräten gerechnet. Da aber vorwiegend Bauernhöfe mit Viehwirtschaft in den

Randgebieten betroffen waren, wurde hier zunächst eine Prioritätenliste durch die Feuerwehr festgelegt. Es wurde zum Samstagnachmittag der erste Bauernhof angefahren. Die Fachgruppe wurde dort mit offenen Armen empfangen. Schnell hatte man das Vorgehen abgeklärt. Die Einspeisung sollte am Hausanschlusskasten erfolgen. Dieser war jedoch verplombt. Nach einem Anruf bei dem zuständigen Netzversorger wurde klar, dass hier in eigener Verantwortung gearbeitet werden musste. Der Netzversorger war durch die Vielzahl von Anrufen und Nachfragen überlastet. Da es hier aber um Gefahr für Leib und Leben der Tiere ging wurden die Plomben zerstört und über sogenannte Einspeisepatronen in den Hausanschlusskasten eingespeist. Damit hatte das gesamte Anwesen wieder Strom. Der Landwirt kümmerte sich sofort um seine Tiere. Hierbei handelte es sich um Kühe, die bereits seit mehr als 24 Stunden nicht mehr gemolken wurden. Die Helfer der Fachgruppe wurden sofort mit frischer Milch versorgt. Auch die Heizung und die Küche im Wohnhaus nahmen den Betrieb auf. Schnell wurde aber klar, dass die Leistung des NEA nicht annähernd erforderlich war. Die maximale Last lag bei ca. 20 kW.

Durch das NEA können bis zu 140 kW (175 kVA) bereitgestellt werden. Der Gruppenführer beschloss mit dem Zugführer der Feuerwehr die weiteren Höfe anzufahren und diese schon mal vor zubereiten. Die weiteren Höfe wurden wie der erste Hof mit einem CEE-Stecker versehen. Das NEA konnte somit direkt den Speisepunkt anfahren und die Versorgung aufnehmen. Im Zwei-Stunden-Takt wurden die Höfe angefahren. In den späten Abendstunden wurden die Arbeiten eingestellt, da die Kühe auch eine Nachtruhe halten müssen.

Es war vorgesehen, dass die Mannschaft alle 8 Stunden wechseln sollte. Daher kam am Samstag gegen 20 Uhr die Ablösung. Der Gruppenführer wurde durch die Feuerwehr nicht entlassen, da er auf Grund seiner fachlichen Ausbildung aus beruflicher Erfahrung und THW-Ausbildung als nabkömmlich eingestuft wurde. Daher erfolgte die Übernachtung in der Unterkunft der Freiwilligen Feuerwehr Gescher. Morgens ging es dann früh wieder los zum „Kühe melken“. Es wurde wieder versucht mit dem Netzbetreiber Kontakt aufzunehmen. Leider abermals vergeblich. Die NEA speiste indes wieder in die verschiedensten Speisepunkte an verschiedenen Bauernhöfen ein. Daher wurde wieder mal von Bauer zu Bauer

gereist. Der Gruppenführer reiste in dessen wieder mit dem Zugführer der Feuerwehr von Hof zu Hof und beriet, wie man am besten helfen kann.

Am Montag wurde die Fachgruppe nach Heek verlagert. Dort wurde sie vom Netzbetreiber in Empfang genommen. Eine Trafostation für ein kleines Dorf war seit Tagen ohne Strom. Die Versorgung sollte nun durch die Fachgruppe Elektroversorgung erfolgen. Hierzu wurde an einen Verteilerkasten die Netzersatzanlage durch den Netzbetreiber angeschlossen und das Dorf konnte sich über Strom freuen, der seit Tagen schon fehlte. Die Anwohner waren so glücklich über den Strom, dass sie den Helfer ein kleines Häuschen als Unterkunft zur Verfügung stellten und sie die Helfer ausgiebig mit Lebensmitteln versorgten. Lediglich das Tanken der NEA stellte sich noch als Herausforderung für die Helfer dar. Der Diesel wurde durch die versorgten Bauern per Traktor angeliefert. Durch die Fachgruppe wurde eine Leistung von 140 kW in das örtliche Netz eingespeist. Am Donnerstag konnten dann aber der Rückbau und die Heimreise angetreten werden, nachdem der Netzbetreiber die Stromversorgung wieder übernommen hatte.